Eigentlich sollte beim gestrigen Pressetermin das supermoderne, 70000 Euro teure Gerät, der neue Server der Stadtverwaltung, im Vordergrund stehen – wäre da nicht inmitten all der Computer, blinkenden Lichter und High-Tech-Geräte diese charmante gelbe Schachtel gewesen. Ein ausgedientes Postpaket mit Löchern, in die alte Laufwerke eingebaut worden waren, mit aufgeklebten Batterien, einem Ventilator und dem handgeschriebenen Warnhinweis „High Voltage“. Das stahl dem zwar wesentlich größeren und nagelneuen, aber von außen doch recht unscheinbaren, mausgrauen Server glatt die Show.
Und doch hätte es das kleine Paket ohne den neuen Server nicht gegeben. Der Leiter der EDV-Abteilung der Stadt, Anton Straubmeier, freut sich nämlich seit Monaten auf den großen, leistungsfähigen Server, der derzeit bereits elf kleinere Server vereint. Zu behaupten, dass er mit seiner immensen Freude seinen Kollegen auf die Nerven ging, wäre vermessen. Er trug seine Freude aber so sehr nach außen, dass seine Kollegen im April schnell das perfekte Geschenk zu seinem 43.Geburtstag hatten: ein selbst gebasteltes Modell des Servers. Hätten die Kollegen geahnt, dass dieses auf solch großen Anklang stoßen würde, „dann hätten wir es sogar noch lackiert“, verriet Josef Völkl gestern.
Und so schön das gelbe Modell auch ist, einen größeren Nutzen hat der Bürger vom echten neuen Server, wie Straubmeier, Oberbürgermeister Thomas Thumann und die Vertreter der Computerfirma Schwarz, die den Server installiert hat, unisono beteuerten. Denn: Dadurch, dass die Daten nun gebündelt über den Riesenserver laufen, sollen alle PC-Abläufe beschleunigt werden – ob das Baugenehmigungsverfahren, die Erfassung im Standesamt oder Buchungen der Stadtkasse sind.
Außerdem, so sagte Straubmeier, sei der neue Server wesentlich weniger anfällig für PC-Ausfälle und brauche obendrein nicht so viel Energie. Derzeit seien elf von insgesamt 20 alten Servern in dem Riesenserver integriert – „dadurch sparen wir im Jahr 5000 Euro“. Weil noch mindestens vier weitere Server folgen sollen, werde auch die Ersparnis größer.
Wie wichtig ein neuer Server auch für das Seelenleben von Anton Straubmeier ist, zeigte just am gestrigen Tag ein Batterieblock im EDV-Geräteraum: Der kokelte gestern Morgen fröhlich vor sich hin – „der Albtraum meiner schlaflosen Nächte“ trat für Straubmeier ein. Darum zeigte er sich „heilfroh“, dass die Stadt sich für den neuen Server entschieden hatte – der macht Batterieblöcke nämlich unnötig.